Die geplagten Fußgängerinnen und Fußgänger der Josefstadt
Vielleicht können sich auch noch andere daran erinnern, als wenige Monate vor der Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahl 2020 Initativen auf den Social Media-Kanälen das Netz überschwemmten, die die hässlichen Straßen der Josefstadt oder den fehlenden Platz für FußgängerInnen und RadfahrerInnen mit schöner Regelmäßigkeit kritisierten. Garniert wurden diese Beiträge mit häufig aus einer nicht besonders vorteilhaften Perspektive aufgenommenen Bildern. Kaum war die Wahl geschlagen, war von diesen Initiativen nichts mehr zu lesen, als ob sich mit dem Wechsel an der Spitze der Bezirksvorstehung die Dinge schlagartig zum Besseren gewandelt hätten oder die angeblichen Missstände sich über Nacht in Luft aufgelöst hätten.
Schade, denn gerade jetzt hätten einige dieser Kritiker tatsächlich viel zu tun, um nicht nur rein ästhetische, sondern tatsächlich gefährliche Mängel an den Pranger zu stellen.
Das nicht existierende Baustellenmanagement der grünen Bezirksvorstehung
Das Mitwirkungsrecht der Bezirke, das in der Wiener Stadtverfassung verankert ist, sieht vor, dass den Bezirken die Mitsprache bei der Vergabe von Baustelleneinrichtungen zusteht. Das bedeutet, dass der Bezirk die Möglichkeit hat, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten und daher bei den Verhandlungen, die vor der Einrichtung einer Baustelle stattfinden, Einfluss auf die Nutzung der öffentlichen Flächen nehmen kann, um den Schutz und die Interessen der Bevölkerung und der AnrainerInnen zu gewährleisten.
Gegenwärtig entsteht der Verdacht, dass die grüne Bezirksvorstehung entweder gar nicht an den Verhandlungen teilnimmt oder einfach nicht von der Parteistellung Gebrauch macht (z.B. durch Einsprüche). Beispiele gefällig?
Baustelle Ecke Lerchenfelder Straße / Piaristengasse
Blanker Irrwitz wütete bis vor kurzem in diesem Bereich. An dieser stark frequentierten Kreuzung wurde den Fußgängerinnen ein „Gehstreifen“ von einem solch geringen Ausmaß gewährt, dass sie de facto während des Wartens an der Ampel auf die Fahrbahn ausweichen mussten. Mit Kinderwagen gab es keine Chance sich unmittelbar vor dem Kreuzungsbereich aufzustellen. Hier hätte es im Interesse der schwächsten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer mehrere Möglichkeiten gegeben, um eine solche Situation erst gar nicht entstehen zu lassen – erstens die Forderung nach einer Schutzpassage für die FußgängerInnen und zweitens die Forderung nach einer in Abschnitte unterteilten Bautätigkeit, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
Auf der Lerchenfelder Straße wurde der Gehsteig über einen längeren Zeitraum im Sommer so verengt, dass es für zahlreiche Personen ein Ding der Unmöglichkeit war, sich vorbeizuzwängen. Wer mit einem Kinderwagen, Einkaufswagen oder Rollator unterwegs war, musste die Straßenseite (immerhin der Lerchenfelder Straße!) ungesichert wechseln.
Baustelle Kochgasse
In der Kochgasse wurde im Sommer die Fahrbahn erneuert, auch hier wurde über mehrere Häuserfronten der Gehsteig – durch die Aufstellung eines Bauzaunes auf dem Gehsteig – so verengt, dass weniger mobile Menschen viel zu wenig Platz vorfanden und selbst das bloße Ausweichen unmöglich wurde.
Übrigens, da der 13A über die Laudongasse in die Lederergasse geführt wurde, erfüllte die Haltestelle an der Ecke Lederergasse/Laudongasse über einen mehrmonatigen Zeitraum keinen Zweck. Dieser Platz hätte zumindest für Stellplätze genutzt werden können, aber halt, da geht es ja letztendlich um Autos, also kein Handlungsbedarf für die Grünen im Sinne der AnrainerInnen…
Nutzung der Baustelleneinrichtungen
Kehren wir zurück in das Grätzel Lerchenfelder Straße: Zwischen der Neudeggergasse, der Piaristengasse und der Strozzigasse wuchern die Baustellen wie in einem guten Schwammerljahr. Interessant ist, wie einige der Antragsteller den Platz, den sie für ihre Baustelleneinrichtungen angefordert haben, nutzen, nämlich gar nicht! Da finden sich abgesperrte Flächen, die einige Stellplätze vernichten, aber in denen keine Tätigkeit feststellbar ist. Eine interessierte Bezirksvorstehung würde ihren BezirksrätInnen, vor allem jenen, die diesen Baustellenverhandlungen beigewohnt haben, den Auftrag geben, diese zu kontrollieren und Missständen entweder der Polizei oder der Magistratsabteilung zu melden. Das ist mühsam und auch langwierig, aber letztendlich die einzig erfolgreiche Vorgangsweise. Auch hier hat sich die Vorstehung frühzeitig in den Winterschlaf begeben.
Abschließend kann nur festgestellt werden, dass die Bezirksvorstehung von einem verantwortungsvollen Handeln weit entfernt ist und sich von Baufirmen anscheinend ohne Einspruch diktieren lässt, wie der öffentliche Platz zu nutzen ist.
Dies alles geschieht zu Lasten der schwächsten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer!
Forsetzung folgt!